5 Fragen, 5 Antworten
mit Sandrine Julen

Sandrine Julen, ist seit 2017 Inhaberin des ehemaligen Hotel Admiral’s in Zermatt. Sie wuchs in einer traditionsreichen „Zermatter Hoteliersfamilie“ auf. Nach erfolgreichem Abschluss der École Hotelière de Lausanne und diversen Arbeitserfahrungen im Ausland kehrte Sandrine 2017 nach Zermatt zurück und stieg im Familienbetrieb ein. Zeit für eine kleine Fragerunde mit der engagierten Querdenkerin.

1. Wie ist es in einer Hoteliersfamilie aufzuwachsen?

Ganz normal und trotzdem sehr cool! Schon früh wird man mit dem Hotelier-Alltag vertraut gemacht und lernt sehr viele hilfreiche Dinge fürs Leben wie tadelloses Auftreten und Benehmen. In einer Hotelier Familie aufzuwachsen, bedeutet auch gewisse Vorzüge geniessen zu dürfen. Als ich z.B. 8 Jahre alt war, hat meine Familie damit begonnen, meinen Weingeschmack zu entwickeln, in dem ich Wein zum Probieren erhalten habe. Eigentlich durfte ich nur die Zunge ins Glas tunken aber hin und wieder habe ich vielleicht doch einen klitzekleinen Schluck getrunken. Mit 10 Jahren habe ich dann angefangen im Hotel und Restaurant der Eltern als Sommerjob mitzuhelfen, Schritt für Schritt habe ich den Betrieb kennen gelernt und habe so schon wertvolle Einblicke ins künftige Berufsleben gewonnen. Es war auch toll einfach mal mit Gästen zu plaudern und so spielerisch neue Sprachen zu erlernen. Mittlerweile und auch Dank dessen kann ich mich in 8 Sprachen unterhalten.

2. War Hotelière schon immer deine Traumberufung?

Ja, definitiv! Es ist ein unglaublich vielseitiger und spannender Beruf. Ich finde es schön Menschen willkommen zu heissen und Ihnen den Aufenthalt angenehm zu gestalten. Mit 4 Jahren habe ich den Spass am Kochen und Experimentieren entdeckt und habe am liebsten Zuhause eigene Kreationen gekocht, was sich nicht immer als geniessbares Zmorge entpuppte. Dadurch, dass meine gesamte Familie und ihr näheres Umfeld Gastgeber sind, kam ich als Mädchen nicht wirklich in Kontakt mit anderen Berufszweigen. Erst später realisierte ich die Vielfalt der Berufswelt und wie interessant auch andere Berufe sind wie z.B. Innenarchitektur oder Eventplanung. Jedoch habe ich schnell festgestellt, dass diese Berufe auch im Leben eines Hoteliers eine wichtige Rolle spielen und viele Berufszweige darin einfliessen.

3. Wie hoch ist der Druck ein neues Hotel zu bauen?

In der Familie selbst wird kein Druck gemacht. Ich habe viel Freiraum in der Umsetzung und dem Einbringen meiner eigenen Visionen und Ideen. Ich schätze das Teamwork-Denken in der Familie und die entgegengebrachte Unterstützung. Allerdings mache ich mir den Druck meist selbst, weil ich meinen hohen Erwartungshaltungen eben „auf Druck“ gerecht werden will. Ein Vorurteil der älteren Generation dem ich stark entgegenwirken möchte, ist, dass die dritte Generation alles kaputt macht. Das zu revidieren, ist mein Ansporn! Innerhalb des Freundeskreises ist das Geschäftliche sowieso nie Hauptthema. Da geniesse ich es sehr einfach mal „Sandrine“ sein zu dürfen und die Zeit mit meinen Freunden voll auszukosten. Ich hoffe Hotel Zermama kann das bereits sehr vielfältige lokale Angebot noch erweitern und wird bei den richtigen Menschen auch Anklang finden. Es ist die Liebe zu Zermatt, die unsere Destination immer weiterwachsen lässt, denn jeder, der sich für ständige Verbesserung der Destination einsetzt, ist ein wichtiger Teil davon.

4. Beim Gastgeber Zuhause: Wie darf man sich das vorstellen?

Für mich steht die Authentizität im Vordergrund, sich wohl und eben „wie zu Hause“ zu fühlen. Ich mag es locker und angenehm, was ja auch der Kerngedanke des Hotel Zermama ist, den wir ab Dezember 2019 an allen Gästen übertragen wollen. Es muss nicht alles in Reih und Glied stehen, aber dennoch habe ich ein paar Gewohnheiten, die ich nur schwer ablegen kann. Bei einer Essenseinladung bei mir Zuhause, gibt es für meine Gäste einen liebevoll gedeckten Tisch, global inspirierte Gerichte mit lokalen Produkten und natürlich immer eine feine Flasche Rotwein dazu. Mein Bruder sowie mein Vater sind beides gelernte Köche mit viel Berufsstolz; daher übergeben sie nur ungern die wichtigen Küchenaufgaben an mich. Als Gegenpol zu ihrem Gourmet-Essen, koche ich dann was Herzhaftes… Die Familie nennt mich daher oft auch „die Omeletten Queen“. Auch heute noch habe ich grosse Freude daran, neue Kreationen zu entdecken und einfach mal im „freestyle modus“ etwas Feines zu kreieren. Sehr amüsant wird es, wenn mich Freunde einladen, die dann einen 5-Sterne Betrieb inszenieren, um mich zu beeindrucken. Für mich steht jedoch der Austausch und die gute Zeit im Vordergrund.

5. Zermatt, ist für dich...? 

Zermatt ist meine Heimat; hier wohne ich, hier fühle ich mich wohl. Als Jugendliche hatte ich natürlich den rebellischen Drang von Zermatt mal weg zu gehen. Ich wollte reisen, in die weite Welt hinaus, um meinen Horizont zu erweitern. Spannende Herausforderungen in Chile, Dubai und Moskau haben mir die Möglichkeit gegeben, Erfahrung zu sammeln und das grosse Ganze zu sehen. So habe ich jeden Job in einem Hotel schon mal selbst ausgeübt. Diese wachsende Liebe zur Hotellerie brachte mich schliesslich zurück nach Zermatt. Was ich von meiner Reise mitgenommen habe? Die Einsicht in verschiedene Kulturen und auch wenn sie noch so unterschiedlich sein mögen, im Herzen haben alle die gleichen Werte.

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